Fragen an Lisa, Atelier Liz
Nach einem zweijährigen Aufenthalt in New York hat es Lisa aus Ihringen wieder in ihre Heimat zurück gezogen. Der Kaiserstuhl hat auch nach einem Leben in der Metropole einen festen Platz in ihrem Herzen Aber so ganz ohne Großstadtfeeling konnte sie auch nicht mehr sein. Die Eindrücke, die Unabhängigkeit und das freie Leben wollten kreativ verarbeitet werden. In Form ihrer selbst geschneiderten modischen Jacken möchte sie den Zeitgeist vom Kaiserstuhl modernisieren und mit prägen. Mit ihrem im ersten Lockdown gegründeten Label “Atelier Liz” gehört Lisa zu den jungen Menschen, die mit ihrem Mut zur Selbständigkeit die eigene Generation dazu motivieren, etwas aus den Interessen und Talenten zu machen und etwas eigenes auf die Beine zu stellen.
Während des Interviews stelle ich mir immer wieder vor, wie krass der Schritt für Lisa wohl gewesen sein muss: vom idyllischen Weinort am Südzipfel des Kaiserstuhls in die Weltstadt New York. Aber Lisa hat es “laufen lassen”, hat die gute Energie eingesogen und ist mit dem “flow” gegangen. Sie weiß heute noch zu schätzen, dass sie immer das Glück hatte, ehrliche Menschen um sich herum zu wissen, die es gut mit ihr meinten. Wenn das Heimweh angeklopft hat wurde ein Schlückchen Wein vom Kaiserstuhl getrunken, denn in New York ist der Kaiserstuhl mit seinem Wein schon längst angekommen.
Dass sich Lisa nach zwei Jahren Millionenstadt trotzdem in Ihringen und am Kaiserstuhl stark verankert fühlt, zeigt sich in ihren Antworten. Als ich sie fragte, was sie als erstes nach ihrer Rückkehr aus New York zu Hause gemacht habe, antwortet sie: Freunde, Familie, Natur und in geselliger Runde Wein genießen. Das waren ihre ersten Erlebnisse und die Momente, die sie in der Großstadt am meisten vermisst hat. Immer wieder geht ihr das Herz auf, wenn Lisa an den Kaiserstuhl fährt. Die Großstadt ist zwar immer eine willkommene Abwechslung, aber heim zu kommen ist doch auch ein schönes Gefühl.
Mit dem Online-Mode-Label Atelier Liz überzeugt Lisa mit Qualität und Individualität. Ihre Zielgruppe sind Menschen, die zeitgemäße, fair produzierte Mode und echte Handarbeit zu schätzen wissen. Menschen, die ihre Kleidung langfristig tragen möchten.
Bevor Lisa ihr Label überhaupt gegründet hatte, lagen schon erste Anfragen vor. Viel Zuspruch aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis haben sie dann zu dem letzten Schritt veranlasst.
Vor allem die Preisgestaltung fiel Lisa am Anfang schwer. Einerseits hat man noch keinen Namen auf dem Markt, andererseit wollte sich Lisa nicht unter Wert verkaufen. Inzwischen ist sie mit ihren Produkten in einem Preissegment angekommen, das für sie und ihre Kunden passt.
Ohne Laufkundschaft und im Online-Geschäft einen persönlichen Bezug zu den Kunden aufzubauen, ist gar nicht so einfach. Aber es gelingt, was sich in Folgebestellungen zeigt und Lisa zum Weitermachen motiviert.
Die Materialien sind nicht alle zertifiziert, werden aber in Europa hergestellt und die Bezugsquellen sind Lisa bekannt. Abhängig vom Kleidungsstück verarbeitet Lisa auch Stoffe aus reiner Wolle mit Kaschmiranteilen. Wenn es spezielle Kundenwünsche gibt, versucht Lisa auch diese umzusetzen. Am meisten Spaß hat sie trotzdem, wenn eigene Ideen umgesetzt werden und diese auch den Kundengeschmack treffen.
Eine Ausbildung als Schneiderin hat die studierte BWLerin nicht. Durch “Learning by doing” und mit der Hilfe einer Freundin ihrer Mutter, die auch heute noch wichtige Ansprechpartnerin für Lisa ist, hat sie sich in die Materie eingearbeitet. Privater Nähunterricht und die Teilnahme an Nähwochenenden haben letztendlich ihr Wissen verfeinert.
Das Atelier führt Lisa im Nebenerwerb, denn sie arbeitet hauptberuflich bei ihrem Vater in einem kaiserstühler Unternehmen im Bereich Personal, Marketing und Finanzen.
Im vergangenen Jahr waren bereits erste Mode-Events in Planung. Zum Beispiel sollte eine Veranstaltung zum Thema “Mode und Wein” in entspannter Atmosphäre und ohne Kaufzwang stattfinden. Die Produkte von Lisa und ihrer Cousine, Ina Wiehler – einer Kaiserstühler Jungwinzerin – sollte den Interessierten näher gebracht werden. Dann kamen die Corona-Einschränkungen. Sobald es die Situation wieder zulässt, findet das Event statt, versichert Lisa. Denkbar ist auch ein Concept-Store mit anderen tollen und hochwertigen Produkten vom Kaiserstuhl.
Ihren Lieblingsort am Kaiserstuhl verrät mir Lisa nur vage. Am liebsten grillt sie mit Familie und im Freundeskreis bei einer Rebhütte beim Katzensteinbuck. Dort hat man einen Blick auf die Vogesen und den Schwarzwald, während man einen bildhaft schönen Sonnenuntergänge am Kaiserstuhl genießen kann. Aber auch eine gemütliche Fahrt durch die Dörfer im und rund um den Kaiserstuhl sind immer eine kleine Ausfahrt wert. Vor allem wenn Besuch von Außerhalb da ist, präsentiert Lisa stolz ihre Heimat. Es sind nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten, die der Kaiserstuhl zu bieten hat, sondern auch die Einstellung der Menschen. Ihr gefällt die Mentalität tagsüber hart zu arbeiten und am Abend die Geselligkeit und das gemütliche Leben zu genießen und an die nächste Generation weiter zu geben.
Auf meine Frage, wie Lisa ihr persönliches Verhältnis zum Kaiserstuhl in wenigen Sätzen beschreiben würde, sind es genau vier Worte, die ihr einfallen und die im Prinzip alles aussagen: Heimat. Natur. Ankommen. Familie.
Vielen Dank Lisa für dieses interessante Interview.